2007.07.30 - Ungarn

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30.07.2007
Hilfsbereiter Fahrradmechaniker in Hajdúnánás. Ungarn

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30.07.2007
Kaum konnten wir mit ganzen Speichen in Hajdúnánás Richtung Tokaj starten, setzt einer der wenigen Regentage auf unserer Tour ein. Ungarn

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30.07.2007
Fähre über die Theiss (Tysa od. Tisza) bei Tiszalök. Ungarn

  • Tagesstrecke: 48 Km

Das Fahrradgeschäft in Hajdúnánás öffnet um 9:00 Uhr. Florin packt alles Nötige ein und macht sich auf, in der Hoffnung beim Fahrradmechaniker das richtige Zubehör zu finden. Schon vor 9:00 Uhr stehen einige Leute vor dem Geschäft an und warten geduldig, denn auch eine halbe Stunde später, ist von einem Verantwortlichen immer noch weit und breit keine Spur auszumachen. Endlich kommt er angehumpelt, die Beine von den Stützstrümpfen eng umklammert und schüttelt allen wartenden freundlichst die Hand. Gleich erkundigt er sich, wo es denn jedem Patient fehlt. Die Komik ist wieder perfekt, keiner versteht auch nur ein Wort Deutsch oder Englisch. Mit Händen und Füssen (so gut das möglich ist!) macht er deutlich, dass unser Hinterrad bis zum Abend fertig sei. Florin insistiert und möchte ihm erklären, dass wir lediglich die Speichen kaufen wollen und den Rest selbst machen können, wenn er sein Wekzeug zur Verfügung stellt. Doch das ist ein zu differenzierter Wunsch, um ihn alleine durch Gestikulieren zu vermitteln.
Nach einigen Minuten warten, nimmt er sich den Felgen zur Hand und schlurft in die Werkstatt. Ach, du meine Güte! Das, was die Funktion einer Werkstatt hat, gleicht eher einem Fahrradfriedhof. Werkzeug und ausgeschlachtete Teile liegen in dem engen Raum wild durcheinander. Die schwarzen Schmiereflecken, die Wände und Boden zieren, leisten ihren Teil zur Atmosphäre. Energisch zieht er einen Gegenstand aus der Ecke, der sich als Sitzgelegenheit entpuppt - Marke Eigenbau! Immer wieder befiehlt er seinem Lehrling etwas, der sich darauf hin in das Durcheinander stürzt und verzweifelt nach irgend einem Werkzeug sucht. In Kürze und mit routinierten Handgriffen sind die Speichen auf dem selbst gebastelten Zentrierständer wieder unter Spannung. Zufrieden bezahlen wir auch noch ein wenig Trinkgeld.

Leider beginnt es pünktlich zur Abfahrt zu regnen, doch wir müssen so langsam an den Abfahrtstermin in Košice denken und fahren trotzdem los. Der Schwimmbadchef begleitet uns zum Tor und winkt hinter uns her.
Wir fahren noch kurz beim Fahrradladen vorbei, um wenigstens beim gestressten Chef für gutes Wetter zu sorgen. Der Effekt ist auch wie erhofft, die gesamte Belegschaft kommt auf die Strasse, um unser Gefährt zu bestaunen und posiert auch gerne vor dem Vehikel. Besonders der Nabendynamo hat es dem Chef angetan.
Bevor es richtig los geht, brauchen wir noch etwas Proviant. Vor dem Lebensmittelgeschäft spricht uns ein alter, verzauselter Mann an. Er findet das Pino toll und als er hört, dass wir aus der Schweiz kommen, berichtet er sogleich stolz von seinen Bern Kenntnissen. Nun will er unbedingt unsere Adresse, um einen Brief zu schicken. Wir tauschen also Adressen aus und ein paar Wochen nach unserer Rückkehr erhalten wir tatsächlich eine hübsche Karte von ihm in Uniform hoch zu Pferde.

Wir fahren nun in einer Art "Cafe-Hopping" Richtung Tokaj. Die meiste Zeit ist Regenkleidung angesagt. Doch die Dusche von oben wäre nicht so schlimm. Viel mehr nervt uns das stehende Wasser auf den Strassen, das jedes vorbei fahrende Fahrzeug in einem fahrenden Wasserwerfer verwandelt. Mit den Regenmützen auf unseren Helmen sehen wir aus, wie Ampelmännchen.
Endlich taucht am Horizont eine kleine Hügelkette auf. Tokaj selbst ist ein schönes Kulturstädchen und dem entsprechend ein richtiges Touristennest. Überall werden klimatisierte Zimmer angeboten und es hat sogar eine richtige Pizzeria. Wir quartieren uns wegen dem Regen in einem Appartmentzimmer auf dem Zeltplatz direkt an der Theiss (Tisza) ein. Der Regen brachte richtiggehend Abkühlung mit sich, so dass wir für einmal die warmen Sachen ganz unten aus den Taschen pulen. Zum Abendessen gibt es einen dieser Weine, für die Tokaj in ganz Europa bekannt ist, ein richtig süffiges Getränk!

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    Da heute Sonntag ist, müssen wir eine Pause einlagen, der Fahrradladen hat geschlossen. Wir spazieren das Städtchen Hajdúnánás auf und ab - ein ruhiges, gemütliches Nest. Im Zentrum verweilen wir in einem Kaffee, indem wir die Eisbecher auf der Karte durchprobieren. Die Angestellte ist sichtlich überrascht - nimmersattes Touristenpack! - dem Anschein nach bereitet sie diese kunstvollen Becher eher selten zu, es dauert und dauert.

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    Da die Gegend vielversprechend aussieht und wir auch gut in der Zeit liegen, entschliessen wir uns, dieses Tokaj etwas geneuer zu inspizieren. Florin sind die Hänge oberhalb Tokajs bereits bei der Anfahrt ins Auge gestochen. Als wir dann auf einem Informationsschild entdeckten, dass in diesen Hängen die Sägeschrecke (Saga pedo) vorkommen soll, ist das Tagesprogramm klar.