2009.08.18-23 - Plaska (PL) - Kaunas (LT)
- 18.08.2009 - Tagesstrecke: 89.39 Km
- 19.08.2009 - Tagesstrecke: 130.51 Km
- 20.08.2009 - Tagesstrecke: 16.87 Km
- 21.08.2009 - Tagesstrecke: 0.00 Km
- 22.08.2009 - Tagesstrecke: 112.25 Km
- 23.08.2009 - Tagesstrecke: 11.82 Km
- Total: 8'047.72 Km
Endlich steuern wir die Baltischen Staaten an und sind gespannt, wie sich diese in den letzten Jahren weiterentwickelt haben. Schon der Grenzübergang verrät, dass Litauen vollends in der EU angekommen ist. Ausser ein paar rostigen Hütten ist da nicht mehr viel. Einige Radumdrehungen nach der Grenze finden wir einen neuen, super modernen Holzbau als Touristeninformation vor. Wir decken uns mit Strassenkarten ein. Auf einem Verzeichnis bestaunen wir das gewaltige Angebot der Campingplätze, Mensch, was die alles anzubieten haben! Die Preise stehen da auch und treiben uns die Gänsehaut in den Nacken. Immerhin Litauen verfügt über ausgedehnte, schöne Wälder. Gleich am ersten Abend schlagen wir uns in einen solchen Wald direkt am See, geniessen das Abendlicht und die freundlichen Insekten mit dem ausgeprägten Drang, dauernd ihre stechend-saugenden Mundwerkzeuge einzusetzen.
Die Gegend Richtung Vilnius ist dünn besiedelt. Die kleinen Siedlungen und Weiler sind weit in der Ebene zerstreut und das Wetter wechselt ebenso schnell wie die Landschaft. Fette Feuchtwiesen und Sümpfe werden von Seen- und Flüssen durchkreuzt. Dann wechselt der Wald vom Auenwald zum Föhrenwald, der auf den sandigen Böden wächst. Auf dem Lande scheint alles beim Alten. Kommt man allerdings in Dörfer, sind die Veränderungen offensichtlich. Viele der traditionellen Holzhäuser weichen Neubauten und es herrscht mehrheitlich Sauberkeit und Ordnung. Die Strassen sind einwandfrei, es gibt Parkplätze mit überdachten Grillstellen und grosszügigen Informationsschildern, was alles nicht erlaubt ist. Nur das mit dem Abfall scheint noch nicht immer zu klappen.
Damit wir an den schönen See zum Übernachten gelangten, mussten wir 3-4km auf einer Sandpiste zurück legen. Da kurven und schwimmen wir jeweils hin und her. Kaum zurück auf befestigten Strassen knackt etwas leicht. Routiniert nehmen wir mal das Hinterrad ins Visier und müssen auch nicht lange suchen. Hui, der Felgen ist ja wieder einmal an allen Ecken am auseinander bröseln. Die Belastungen im Sand haben ihm wohl den Rest gegeben. Es ist immer Dasselbe, die Speichen reissen aus dem Alufelgen. Wir nehmen es gelassen und fahren weiter Richtung Vilnius. Ca. 60km vor Vilnius beginnt das Rad unangenehm zu streifen. Sollen wir da nun rumschrauben, oder wird die Angelegenheit dadurch nur schlimmer? Wir entscheiden uns für's schrauben. Tatsächlich wir kriegen den Felgen ein wenig vom Rahmen weggezogen, so dass er nicht mehr streift. Dieses Spiel wiederholt sich nun in regelmässigen Abständen, da das Rad nach 10-20km wieder zu streifen beginnt. Wenn wir alle 20km ein bisschen schrauben, könnte es bis Vilnius reichen, bevor der Felgen vollständig auseinander bricht. Glück gehabt, es reicht locker bis zur Jugendherberge in Vilnius. Doch die Suche nach einem passenden Ersatzstück gestaltet sich schwieriger als wir angenommen hatten. Es war bisher nirgends so schwierig einen gut ausgerüsteten Fahrradladen zu finden wie in der Hauptstadt Litauens. Es hat halt keine Berge, weshalb es kaum richtige Biker gibt. Erst das vierte Geschäft brachte Erfolg und hatte einen passenden Felgen, nur leider keine Zeit zum montieren. Dann macht das halt die Konkurrenz um's Eck. Immerhin, das Rad läuft wieder rund und es bleibt Zeit die Stadt anzusehen.
Zu sehen gibt es in der gemütlichen und überschaubaren Hauptstadt Litauens mit knapp 600'000 Einwohnern einiges. Zudem ist die Stadt gemeinsam mit Linz Kulturhauptstadt 2009. Es ist eine bunte Mischung aus Altem und Neuem. Es wird aber fieberhaft renoviert und die unliebsamen Erinnerungen an die Zeit der russischen Okkupation weggeräumt. Wenn das Wetter mitspielt, kann man lange durch die Gassen schlendern. Oft hat man das Gefühl durch ein grösseres Dorf zu wandern, denn in der Altstadt gibt es praktisch keine Hochbauten und im Allgemeinen sind die einzelnen Bauten sehr kleinräumig, sofern keine geistlichen Zentren.
Neben dem Felgen suchen wir in Vilnius krampfhaft nach ein wenig Alkohol, nicht zum trinken, zumindest nicht für uns. Mein kleines Schnappsleichenkabinett benötigt dringend Flüssigkeit! Keine der unzähligen Apotheken oder Drogerien hat so etwas, bis ich in einer Apotheke auf einen jungen Herrn stiess, der absolutes Verständnis hatte, dass man Insekten konservieren muss und mir erklärte wie das funktioniert. Erstens man brauche ein ärztliches Rezept oder ein Schreiben der Uni zweitens gibt es den Alkohol nur in einer einzigen Apotheke. Zum Schluss meint er noch, ich solle nicht vergessen, dass Litauen eine postsowjetische Republik sei und deshalb manchmal etwas eigenartig. Mit dem Reiseführer geht es uns ebenso. Es gibt englischsprachige Reiseführer für jeden noch so kleinen Winkel dieser Erde, aber nicht für das Baltikum. Nachdem wir alle Buchläden abgegrast hatten, werden wir in einem auf Architektur und Kunst spezialisierten Buchladen fündig.
Von Vilnius fahren wir westwärts nach Kaunas. Um das Budget zu schonen steuern wir das Ufer des Stausees wenige Kilometer vor der Stadt an. Etwas abseits der Rummelparkplätze finden wir einen perfekten Platz mit Blick über den See. An der Stelle befinden sich noch zwei Familien, die sich am Grill verköstigen. Bevor sie zusammenpacken kommen sie doch noch rüber, wollen ein wenig quatschen und das Pino bestaunen. Man, die Hausherren haben tüchtig getankt, können kaum mehr geradeaus gehen, einer setzt sich dann aber trotzdem hinter das Steuer und fährt los. Es wird eine kurze Fahrt, denn nach knapp 50m sitzt die Karre im sandigen Boden fest. Wenig später kommt ein Taxi, wir sind erleichtert, hat die Vernunft doch gesiegt. Fehlanzeige, das Taxi ist nicht etwa gekommen, um die besoffene Meute nach Hause zu fahren. Nein, die Karre wird aus dem Sand gezogen, dann geht es munter weiter.
Morgens ziehen rasch tief graue Wolken auf und es beginnt zu giessen. Somit verbringen wir den Tag im Grillunterstand und warten auf Besserung. Diese kommt aber erst gegen Abend, so dass wir das Zelt direkt wieder aufbauen können.
Auf der Autobahn geht es nach Kaunas, wo wir uns kurz umsehen, bevor es weiter geht. Die Stadt scheint fast wie ausgestorben. Es befinden sich nur sehr wenige Leute auf der Strasse und die meisten Geschäfte sind geschlossen. Obwohl es die drittgrösste Stadt des Landes ist, haben wir den Altstadtteil zumindest oberflächlich schnell abmarschiert und fahren weiter durch die endlosen Vororte.
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