2009.06.25-30 - Thessaloniki (GR) - Rila Monestary (BG)
- 25.06.2009 - Tagesstrecke: 116.06 Km
- 26.06.2009 - Tagesstrecke: 24.69 Km
- 27.06.2009 - Tagesstrecke: 61.38 Km
- 28.06.2009 - Tagesstrecke: 116.31 Km
- 29.06.2009 - Tagesstrecke: 4.68 Km
- 30.06.2009 - Tagesstrecke: 0.00 Km
- Total: 4'531.91 Km
Inzwischen sind uns die Autobahn rund um Thessaloniki wohl bekannt. Nach nur wenigen Kilometern auf der Landstrasse sind wir zurück auf der nächsten Autobahn. Eine Neubaustrecke, die auf unserer Karte noch überhaupt nicht existiert. Auf dem neuen Asphalt kommt unser Gefährt bergab so richtig in Schwung. Bei knapp 70km/h wird aber das Geschrei auf dem Sitz vorne derart laut, dass ich doch glatt die Bremsen betätigen muss. Nach beinahe einer gesamten Tagesetappe auf der Autobahn sind wir froh endlich auf kleinen Nebenstrassen den Kerkini See ansteuern zu können. Gemütlich trödeln wir dem Südufer endlang Richtung Kerkini, einem kleinen Dorf, das praktisch ausschliesslich vom Tourismus zu leben scheint. An jedem Eck werden teure Unterkünfte angeboten. öko-Tourismus nennt man das hier, wenn mit dem Land Rover kreuz und quer durch die Feuchtgebiete gerast wird oder auf Bootstouren brütende Vögel aufgescheucht werden. Eine ganze Herde Kinder mit ihren Fahrrädern hängt uns im Schlepptau. Die einen versuchen uns auf der Suche nach einem Zeltplatz zu helfen, die anderen machen eigentlich hauptsächlich einen riesigen Radau. Unser Problem sind die vielen Anbieter von Appartements, die ihre Unterkünfte natürlich vermieten wollen und uns mit dem Zelt wenig entgegen kommen. Direkt am Ufer zum See werden wir schliesslich bei einer Bar fündig und können auf dem grossen Rasen unser Zelt aufstellen.
Heute wollen wir den See mehr oder weniger umrunden und an schönen Stellen rasten. Kaum haben wir ein paar hundert Meter hinter uns, treffen wir auf eine kleine Gruppe, die gerade zur Bootstour auf dem See aufbrechen will. Im Nu sind wir dort dabei und gleiten zwischen grasenden Wasserbüffeln, Pelikanen und verschiedensten Reihern über den See. Daneben erfahren wir einiges über den See und vor allem, dass sie erhebliche Probleme aufgrund der Verschmutzung des Zuflusses aus Bulgarien haben. Kaum hat der Kapitän die Episode über den verschmutzten Fluss zum Besten gegeben, schnippt er seine Zigarette in hohem Bogen über Bord - soviel zum Thema Dreck aus Bulgarien. Dann heisst es plötzlich umdrehen, es warte eine Gruppe von bulgarischen Besuchern auf das Boot. Ob er denen die Probleme durch das schäumende Schmutzwasser aus ihrem Heimatland auch erzählt?
Am späteren Nachmittag haben wir es gerade die Strecke am Südufer bis nach Lithopos zurück geschafft, da zieht ein heftiges Gewitter auf und verwandelt die schöne Teerstrasse teilweise in ein Schlammbad aus roter Erde. Plötzlich hält ein Kleinwagen vor uns an, eine Frau kommt auf uns zu und meint, ob ich mich nicht für Insekten interessiere. Ähm, ja! Sie hat irgendwie erfahren, dass ich morgens im Informationszentrum zum Nationalpark nach einer Artenliste der Heuschrecken gefragt habe. Sofort haben wir die Handynummer eines Entomologen und ich solle mich doch bei dem melden. Leider steckt dieser aber gerade in den Bergen fest. Unschlüssig über das weitere Vorgehen bei dem schlechten Wetter stehen wir am Strassenrand rum. Ebenso zögerlich nähern sich zwei Herren, die sich das Pino sehr genau ansehen. Wie sich herausstellt, war der eine, wie so viele aus Mittel- und Nordgriechenland, über Jahre in Deutschland tätig. Mit der Zeit findet sich die ganze Verwandtschaft ein, die gerade aus Australien auf Urlaub in Griechenland ist. Schliesslich stellen wir unser Zelt am Dorfrand bei einer Raststelle auf. Kaum steht unser Schuppen, setzt erneut ein heftiges Gewitter und Regen ein, das die ganze Nacht anhält.
Mit dem Morgen ist der Sonnenschein zurück und wir brechen endlich nach Bulgarien auf. Unheimlich gespannt auf dieses für uns noch völlig unbekannte Land nähern wir uns der Grenze. Am griechischen Grenzposten scherzen die Beamten noch rum und meinen 'are you crazy!' als wir ihnen erzählen, dass wir eigentlich noch bis nach Skandinavien fahren wollen. Am bulgarischen übergang herrscht absolute Ernsthaftigkeit und der Verkehr staut sich auf allen Spuren. Jeder Ausweis wird gründlich kontrolliert, auch fast bei jedem Zweiten wird das Auto kurz durchsucht. Uns werden zwar ein paar strenge Blicke zugeworfen, dann sind wir aber durch. Ein wenig weiter schallt ein lautes 'Stopp!' aus einem Kabinenhäuschen. Dann meint einer hinter dem kleinen Fenster 'you have to pay for the road'. Erst jetzt sehen wir die Tafel mit den Tarifen für die Strassensteuer, dann meint sein Kollege im Häuschen 'it's a joke!'. Ja, tatsächlich wir sehen auf dem Schild auch kein Fahrrad, also fahren wir weiter. Mit Griechenland ist auch die breite Autobahn zu Ende. Die bulgarische überlandstrasse ist deutlich schmaler, wesentlich löchriger, aber ebenso stark befahren. Schnell stellen wir fest, dass Bremsen wegen eines Radfahrers nicht nur bei den LKWs sehr unbeliebt ist. Ungebremst rauschen alte, klapprige Kisten, fette Offroader und LKWs an uns vorbei, frei nach dem Motto 'des passt schoo!'.
In Sandanski wollen wir uns nach einer Unterkunft umsehen. Wir sind gerade vom Fahrrad gestiegen und haben die ersten Meter in der Fussgängerzone schiebend zurück gelegt, da kommt schon der erst und will uns helfen. Mit französisch, englisch und deutsch versuchen wir uns zu verständigen. Wenig später taucht ein korrekt gekleideter Herr mit Hut auf und löst den ersten Helfer in sauberem Deutsch ab, schon steht die nächste Frau da. Sie hat am Zeitungsstand nebenan irgendwie mitbekommen, dass wir eine Unterkunft suchen und meint, sie hätte ein Zimmer anzubieten. Wir sind gespannt, was uns erwartet, denn die erste Unterkunft in einem neuen Land ist immer etwas schwierig, wenn wir die Gepflogenheiten und vor allem die Preise noch nicht kennen. 15.- € scheint uns aber angemessen. Schliesslich kommen wir im 4. Stock eines Plattenbaus an. Unsere Gastgeberin Svetlana ist sehr bemüht, vermutlich auch weil der Preis hier wohl leicht überzogen ist. Besonders da sie einfach ihr Bett neu bezieht und meint, sie schlafe auf dem Sofa nebenan. In der Wohnung befindet sich eine kleine Küche ohne Herd und ein kleines Bad mit Waschbecken und einer Duschbrause, aber ohne WC. Dieses befindet sich auf dem Dachboden und wird dem Anschein nach von den Nachbarn mit genutzt. Immerhin bringt sie uns eine Rolle Toilettenpapier, so dass wir nicht auf die Streifen aus Zeitungspapier zurückgreifen müssen. Dann ist Svetlana wieder weg, sie muss zurück an ihren Zeitungsstand. Langsam dämmert uns, dass man hier normalerweise wohl kaum die Hälfte für ein privates Zimmer zahlt. Svetlana ist uns aber sehr sympathisch und dem Interieur nach zu urteilen kann sie das Geld als Witwe sicherlich gut gebrauchen.
Abends schlendern wir durch die Gassen von Sandanski, wobei wir schnell feststellen, dass zumindest in diesem Kurort alles sehr gepflegt und sauber erscheint. Berühmtheit erlangte dieser Ort, da die Thermalquellen hier mit 76° C aus dem Boden sprudeln. Leider ist das öffentlich Bad geschlossen und auf ein überdachtes Hallenbad haben wir keine Lust. Stattdessen wandern wir durch den riesigen Stadtpark, der schon beinahe als naturnaher Wald bezeichnet werden kann.
Als wir morgens zusammenpacken ist unsere Gastgeberin natürlich schon lange wieder an ihrem Zeitungsstand. Ihr ist sichtlich nicht ganz Wohl, als wir ihr das Geld geben. Schliesslich gibt sie einen Teil zurück und meint, wir sollen was essen gehen, sie hätte in der Wohnung ja nichts.
Die Hauptachse zwischen Sofia und Griechenland zwängt sich hier neben der Bahn und dem Fluss durch enge Täler, die eigentlich landschaftlich sehr schön sind. Doch der massenhafte Verkehr verhindert, dass wir ständig anhalten. Erschöpft erreichen wir endlich die Abzweigung nach Rila, doch die Bergfahrt steht uns erst noch bevor. Langsam steigt die Strasse nach der Ortschaft Rila das Tal hinauf. Auch wenn uns die 20km bis auf ca. 1200m ü. M. endlos vorkommen erreichen wir im letzten Tageslicht den Campingplatz unweit vom Kloster Rila. Neben der Besichtigung des Klosters, wollen wir mindestens einen Tag durchs Rila-Gebirge wandern. Das Wetter ist leider sehr unbeständig und nachmittags setzt regelmässig Regen ein, was für unser Vorhaben reichlich schlecht ist. Daher beschränken wir uns auf den Besuch der Klosteranlage, welche ein absolutes Muss für jeden Bulgarienbesucher ist.
Die Entstehung des Rila-Klosters geht auf den Mönch Ivan Rilski zurück, der sich im 10-ten Jahrhundert aus Protest vor dem Zerfall der kirchlichen Sitten in das Tal zurück zog und damit viele Sympatisanten auf seiner Seite hatte. Rasch entwickelte sich eine Art geistiges Zentrum, das im ganzen Land Beachtung und ettliche Privilegien genoss.
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2009.06.15-24 - Thessaloniki (GR)
Die Firma Hasebikes zeigte sich sehr hilfsbereit und hat uns alle gewünschten Teile zum Einkaufspreis in die Schweiz zugestellt, da wir von dort noch weitere Sachen verschicken wollen. Meine Geschwister Johannes und Elisabeth haben alles gesammelt und bei DHL als Express-Paket aufgegeben, dies sollte am Montag 15.06.2009 in Thessaloniki eintreffen.
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2009.07.01-06 - Rila Monestary (BG) - Plovdiv (BG)
Da wir mit dem Fahrrad nicht nach Sofia wollen, müssen wir ein ganzes Stück nach Simitli zurück fahren, wo wir wieder in die Berge abbiegen und Richtung Bansko pedalen. Der Ort liegt in einer Hochebene am Fusse des Pirin Gebirges und ist vor allem als Wintersportort bekannt, aber auch im Sommer lässt sich hier vorzüglich wandern und biken.