2009.05.02-04 - Mostar (BiH) - Dubrovnik (HR)
- 02.05.2009 - Tagesstrecke: 86.59 Km
- 03.05.2009 - Tagesstrecke: 100.72 Km
- 04.05.2009 - Tagesstrecke: 0.00 Km
- Total: 2'118.67 Km
Mit Rückenwind geht es in ransanter Fahrt von Mostar weiter dem Fluss Neretva entlang Richtung Küste. Hinter einer Kurve taucht plötzlich das malerische Dörfchen Počitelj auf. Der kleine Ort, nahe der kroatischen Grenze wurde im 12. Jahrhundert erbaut und war stets stark orientalisch ausgerichtet. Eine der letzten Karawansereien (Unterkunft für Ross und Reiter) befand sich hier. Wie so vieles wurde auch diese im letzten Krieg dem Erdboden gleich gemacht. Bei Künstlern ist Počitelj wegen des Gavrankapetanović Hauses bekannt, welches als Beispiel orientalischer Wohnkultur gilt und ein Treffpunkt ist. Heute ist das Städtchen sehr schön restauriert und die Beanspruchung der Bremsbeläge war die Besichtigung durchaus wert.
Am Grenzübergang nach Kroatien, grinst uns eine uniformierte Dame mit tiefrot lackierten Fingernägeln an. Doch der Blick geht vom Pass immer Richtung Fahrrad. Na, da wird sie nur wenig Übereinstimmung mit den Passfotos finden. Alles andere interessiert sie wenig. Irgendwie sind wir froh wieder in Kroatien zu sein, obwohl wir Bosnien-Herzegowina in den letzten Tagen doch noch sehr zu schätzen gelern haben und bestimmt wieder bereisen werden.
Das Tal weitet sich zusehens und mit ihm nimmt die landwirtschaftliche und industrielle Aktivität ebenfalls zu. Im ebenen Mündungsgebiet an der Küste werden auf jedem trocken gelegten Quadratmeter Orangen und Mandarinen angebaut. An der Küste finden wir eine traumhafte Landzuge zum übernachten, doch vor Ort stellen wir fest, dass unser Trinkwasservorrat nirgends hinreicht. Also müssen wir auf einen nahe gelegenen Campingplatz, der schon von weitem ziemlich abenteuerlich aussieht. Ein Chaos von Baustelle und die sanitären Anlagen sind alles andere als lecker. Ein komischer Typ, der mit seinem Bosch-Akkuschrauber wie ein Handwerker daherkommt, meint, wir sollen uns doch einfach einrichten. Geprägt von der bosnischen Zahlungsmoral fragen wir nach dem Preis. Erst meint er nicht der Chef hier zu sein und er müsse erst nachsehen. Dann präsentiert er uns eine Offert mit 15 €. Wir wollen den Preis verhandeln, doch der Kerl hat eine super Masche. Der Chef sei halt nicht da und er könne das nicht entscheiden. Aber heute Abend soll er dann kommen, der grosse Chef. Also stellen wir das Zelt auf. Später kommt er wieder und meint der Chef sei nun mit den Kindern im Spital und können heute leider nicht kommen. Und morgen? wollen wir wissen - ein ausgedehntes Achselzucken, dann zieht er die Rechnung aus der Tasche.
Morgens stinkt es erbärmlich, der Kloakenschacht ist entweder verstopft, randvoll oder wir haben Aqua Alta. Auf jeden Fall laufen Duschen und Toiletten rückwärts. Höchste Zeit zum aufbrechen. Vom 'Chef' war natürlich weit und breit keine Spur. Verärgert strampeln wir den nächsten Hügel hinauf.
Für einen kurzen Abschnitt geht es der Küste entlang wieder nach Bosnien-Herzegowina. Doch hier ist Bosnien ein anderes Land und scheint sich dem Transittourismus nur von der besten Seite zeigen zu wollen. Am Grenzübergang werden alle Fahrzeuge nach EU-Manier durchgewunken und entlang der Strasse ist beinahe jede Unebenheit mit einem Warnhinweis versehen. Die Küste ist durch den Tourismus bereits verwüstet und zubetoniert.
Die Strecke nach Dubrovnik zieht sich in die Länge, denn es geht ständig steil den Berg hinauf. Erst nach etlichen Ehrenrunden und Befragungen finden wir die Jugendherberge von Dubrovnik. Dubrovnik, die Perle des slawischen Südens, kroatisches Athen, die schönste Stadt der Adria oder andere poetische Superlative, die von der Stadt zu lesen sind, haben uns neugierig gemacht. Anscheinend aber nicht nur uns, die Stadt wird vom Tourismus regelrecht überschwemmt.
Die Existenz von Dubrovnik wurde seit dem 7. Jahrhundert literarisch dokumentiert. Die Altstadt wird von einer 1940m langen intakten Stadtmauer zusammengehalten, die rundherum begehbar ist und malerische Blicke auf das Dächermeer erlaubt. Dubrovnik wurde 1980 vollständig unter UNESCO-Denkmalschutz gestellt, was die serbische Artillerie jedoch nicht davon abhielt, auch hier Teile zu zerstören. Inzwischen sind die Schäden beseitigt, so dass der Besucher davon kaum mehr etwas mitbekommt.
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Gemütlich gehen wir die knapp 20km Passstrecke an. Nur ab und zu fallen ein paar Regentropfen aus vorüber ziehenden Wolken. Auf dem Makljen-Pass auf über 1000m ü. M. ist es ohne Sonne erfrischend kühl. Trotzdem entlockt uns das gross ausgeschilderte Ski-Gebiet mit einem knapp 500m Hang ein leichtes Schmunzeln.
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Von Dubrovnik geht es direkt granatensteil den Berg hinauf. Der Küste folgend nähern wir uns der Grenze nach Montenegro (Crna Gora) und sind auf dieses Land sehr gespannt, da wir recht Unterschiedliches gehört haben. An der montenegrischen Grenzstation staut sich der Verkehr und wir reihen uns brav hinter die Blechkisten.