2009.04.29-05.01 - Uskoplje (BiH) - Mostar (BiH)
- 29.04.2009 - Tagesstrecke: 57.55 Km
- 30.04.2009 - Tagesstrecke: 49.64 Km
- 01.05.2009 - Tagesstrecke: 0.00 Km
- Total: 1'931.36 Km
Gemütlich gehen wir die knapp 20km Passstrecke an. Nur ab und zu fallen ein paar Regentropfen aus vorüber ziehenden Wolken. Auf dem Makljen-Pass auf über 1000m ü. M. ist es ohne Sonne erfrischend kühl. Trotzdem entlockt uns das gross ausgeschilderte Ski-Gebiet mit einem knapp 500m Hang ein leichtes Schmunzeln. Zurück auf knapp 300m ü. M. führt die Strasse durch eine enge Schlucht an den Jablanica-Stausee. Wären da nicht wieder die Abfallberge und die schwimmenden Müllinseln, wäre der schmale See mit ca. 27km Länge landschaftlich äusserst schön. Stellenweise wird Jablanit, ein beliebter Granitstein für Grabsteine und Denkmäler, in riesigen Steinbrüchen abgebaut.
Bei Jablanica hängen die Wolken in den teilweise schneebedeckten Bergen fest und wir wollen erst einmal abwarten, wie sich der Regenvorhang weiterbewegt. Es dauert auch nicht lange, bis die Regenwand genu über uns hinweg zieht und wir uns in das riesige Partisanen-Museum flüchten. Zwischen hohen Bergen und tiefer Schlucht der Neretva zwängt sich das weltbekannte aber unscheinbare Städtchen Jablanica. Hier vollführte Tito ein Täuschungsmanöver, um seinen Partisanen den Rückzug über die Neretva zu ermöglichen. Dabei gerieten die Partisanen auf dem Rückzug in Bedrängnis, worauf Tito sämtliche Brücken sprengen liess, um beim Feind den Eindruck zu erwecken, sie sässen in der Falle. Nachts aber errichteten die Partisanen eine provisorische Brücke und konnten alle samt den Verwundeten den Fluss überwinden. Dieser Vorfall wurde im Hollywood-Film 'Die Schlacht an der Neretva' verfilm, wobei Jablanica als Kulisse diente.
Der Regen macht ein Weiterkommen erschwerlich, worauf wir eine der wenigen Pensionen in der Stadt aufsuchen. Inzwischen haben wir uns an die Preisbildung etwas angepasst und wollen den erst genannten Preis nicht akzeptieren. Tatsächlich, es funktioniert Problemlos! Unser Angebot wird ohne Widerspruch akzeptiert, vermutlich ist es immer noch zu hoch.
Die Weiterfahrt nach Mostar führt über eine dicht befahrene Strasse entlang der Neretva und durch die gleichnamige Schlucht (Neretva klisura). Das türkis-blaue Wasser wird nur durch den Abfall getrübt. Mostar, die Hauptstadt der Herzegowina, ist wirtschaftliches und kulturelles Zentrum im südlichen Bosnien-Herzegowina. Besonders der Tourismus erreicht hier kroatische-Küsten-Dimensionen, ausser dass es hauptsächlich Besucher aus dem Umland sind. Als wir in die Altstadt einfahren, werden wir regelrecht von Touristenscharen überfallen. Irgendwie ist die Brücke plötzlich nicht mehr so interessant, denn unzählige Knipskisten richten sich auf uns. Teilweise wollen sie uns sogar Anweisungen geben, wohin wir zu sehen hätten. Über den Hospitalityclub haben wir keine Unterkunft bekommen, daher müssen wir eine Pension aufsuchen. Zu den Temperaturen in Mostar können wir sagen, dass Mostar angeblich die wärmste Stadt von Bosnien-Herzegowina sein soll, doch davon bekommen wir leider nichts mit.
Durch den Krieg wurde die Altstadt von Mostar arg in Mitleidenschaft gezogen. Auch wenn die Einheimischen versuchten die bedeutenden Bauten zu schützen, wurde auch das Wahrzeichen, die Alte Brücke (Stari Most) zerstört. Inzwischen wurde das 21m hohe bauliche Wunder mit viel Mühe rekonstruiert. Trotz modernsten Berechnungstechniken brachten es die Ingenieure aber nicht fertig die Brücke ohne technische Hilfsmittel nur mit Stein und Mörtel aufzubauen. So musste auf ein fest verankertes Grundgerüst zurückgegriffen werden.
Eine der grössten touristischen Attraktionen sind die Brückenspringer, die natürlich gegen Bezahlung, in die kalte Neretva springen. Meist kommt aber nicht genügend Geld zusammen und die Haudegen steigen wieder zurück über das Geländer. Abends findet sich dann doch eine spendable Person auf der Brücke, die 10 € in die Mütze wirft, worauf noch einige etwas nachschieben. Auch von unten am Ufer werden Beträge zugerufen. Dann endlich springt einer, alle klatschen, schreien und ein Knips-Blitzgewitter bricht los. Als der Springen unten ans Ufer steigt, lösen einige ihre Versprechen ein, doch anscheinend ist es nicht mehr soviel. Die Ehrlichen bemühen sich mit dem Springer um die fehlende Kohle, da ertönt aus der Menge nur ein lautes 'la rezessia!'.
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