2008.09.23 - Miskolc nach Eger
- Tagesstrecke: 66 Km
Punkt 9 Uhr stehe ich mit dem provisorisch eingespeichten Rad vor dem Fahrradgeschäft und werde schon grinsend erwartet. In Kürze wird der Felgen im Zentrierständer auf Position gebracht, während ich ein paar Fotos mache und mich mit dem Chef unterhalte. Schliesslich will dieser nicht einmal etwas für die Arbeit kassieren und lässt mich mit dem prallen Reifen und dem Hinweis auf ein paar mangelhafte Speichennippel von dannen ziehen. Durch die ständigen Optimierungen, auch bereits während der letztjährigen Tour durch die Karpaten, haben einige der Nippel etliches abbekommen und verfügen über annähernd runde Kanten.
Kurz nach 10 Uhr sind wir endlich soweit und können starten. Die Strecke bis Bükkszentkereszt kennen wir ja inzwischen und finden die richtigen Strassen ohne Probleme. Der Berg zieht sich wieder endlos hin, doch trotzdem haben wir das Gefühl wesentlich schneller und entspannter unterwegs zu sein. Nur das Geräusch, dass wir mit dem ausgewechselten Felgen abgeschrieben glaubten, begleitet uns unverändert. Die Ursache dafür muss irgendwo an der Hinterradnabe liegen. In der Hoffnung, dass die ganze Sache noch ein paar Tage durchsteht und nicht plötzlich mit einem dumpfen Knack im Leerlauf endet, trampeln wir weiter.
Als wir aus der Ortschaft Bükkszentkereszt hinaus fahren, machen wir noch kräftig Spässe über die neue Gegend, die sich uns nun erschliesst. Nach ca. 1 Km ist aber auch schon fertig mit lustig. Der neue Hinterreifen ist platt. Ruckzuck ist das Leck gefunden, überklebt und weiter geht's. Doch nach wenigen Metern ist schon wieder Schluss, die Luft ist weg. Beim zweiten Anlauf lassen wir mehr Sorgfalt walten. Da immer nur einer richtig werkeln kann, müssen die anderen warten und beginnen langsam von innen heraus zu frieren. Römu scheint in seinem bescheidenen Gepäck allerhand Überraschung eingepackt zu haben. Nach ein paar Minuten haben wir richtig heissen Kaffe und eine Suppe auf dem Tisch - oder besser dem Strassenbelag. Misstrauisch aber frisch gestärkt fahren wir los.
Jetzt erst geht es in den Bükk Nationalpark (Bükki Nemzeti Park) hinein, der im Jahre 1977 gegründet wurde und inzwischen eine geschützte Fläche von 43'254 ha umfasst. Aufgrund der Lage und des Klimas beherbergt der Nationalpark eine artenreiche Flora und Fauna. Es lassen sich hier Vertreter sowohl mediterraner als auch alpiner Lebensräume vorfinden. Besonders trifft dies auf die Insektenfauna zu, die leider zu dieser Jahreszeit und bei den Wetterverhältnissen nicht viel von sich sehen und hören lässt. Daneben sind es die ausgedehnten Wälder und die unzähligen Höhlen, welche den Nationalpark auszeichnen.
Unsere Strecke Richtung Eger führt kurvenreich durch endlose Laubwälder. Nur hin und wieder öffnet sich der Wald und gibt den Blick auf die Hügellandschaft frei. Auf den offenen Flächen sind die Reste der mageren Wiesen und Weiden zu erkennen, die ein vor wenigen Tagen verblasstes entomologisches Eldorado erahnen lassen.
Während der langen Abfahrt nach Eger meldet sich ein neues Geräusch an unserem Tandem. Die Bremsscheibe scheint irgendwo zu streifen. Wenn der Ärger an einer Stelle einmal eingesetzt hat, kommt eines nach dem anderen. Wir beruhigen uns, indem wir an eine ausgiebige Werkstattsession zuhause denken. Natürlich sind wir wieder einmal ein paar Minuten zu spät in Eger, sodass die Touristeninformation bereits geschlossen hat. Es dauert nur Kurz, da werden wir von einem Passanten angesprochen. Er spricht zwar weder deutsch noch englisch, doch dass er fragt, ob wir eine Unterkunft suchen, begreifen wir rasch. Irgendwie scheint uns der ältere Herr nicht ganz geheuer und als er uns dazu noch eine Offerte für 1200.- Ft (Forint, ± 4.8.- €) pro Person unterbreitet, sind wir noch skeptischer. Nichtsdestotrotz fahren wir hinter ihm her und wollen den Schuppen sehen. Vor einer etwas herunter gekommenen Hütte bleibt er stehen und klingelt. Nach einigen Wortfetzen auf ungarisch zwischen unserem 'Guide' und der Vermieterin haben sich unsere Vermutungen bestätigt. Das Zimmer ist doch nicht ganz so günstig, wie er uns vorgerechnet hat. Er spielt den ahnungslosen, doch sie lässt nicht mit sich handeln, weder mit ihm noch mit uns. Da die Hütte von aussen nicht gerade gemütlich aussieht, sind wir auch nicht bereit den Preis zu bezahlen und fahren weiter. Schliesslich werden wir direkt beim Minarett fündig. Nicht günstiger, dafür aber wesentlich angenehmer.
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