2009.07.27-29 - Vatra Dornei (RO) - Černivcii (UA)
- 27.07.2009 - Tagesstrecke: 85.90 Km
- 28.07.2009 - Tagesstrecke: 46.03 Km
- 29.07.2009 - Tagesstrecke: 80.41 Km
- Total: 6'302.38 Km
Über ein paar weitere Karpatenhügel kommen wir endlich nach Vatra Moldoviţei in der rumänischen Provinz Moldau (Moldova), die nicht mit der angrenzenden Republik Moldau verwechselt werden sollte. Plötzlich stehen wir praktisch vor den Toren der berühmten Klosteranlage, was uns etwas verwirrt. Auf unserer Karte ist das Kloster einige Kilomter ausserhalb des Ortes eingezeichnet. Wir entrichten die Gebühr für die Besichtigung und jene für's Fotografieren, die doppelt so hoch ist. Macht nichts, es sind nur 3.- Lei pro Person und 6.- für das Fotografieren (1.- € ≈ 4.20 Lei inzwischen vielleicht auch schon mehr!).
Wie in unserem älteren Reiseführer beschrieben, ist die Nonne Tatjana gerade dabei eine Gruppe mit dem Laserpointer 'rasant und engagiert' durch die Anlage zu führen. Sie scheint gut im Futter, fuchtelt mit dem Laiserpointer zielstrebig über die Fassade, wobei die Erklärungen nur so aus ihr herausschiessen. Das Kloster Moldoviţa, das 1532 von Petru Rares gegründet wurde, beherbergt im Inneren neben flächendeckenden Wandmalereien, einen Altar aus Ebenholz (leider ist das Fotografieren trotz Gebühr im Kircheninneren nicht gestattet) sowie eine 'geheime' Grabkammer. Aussen ist es vor allem die Südfassade, die von oben bis unten voll mit erzählenden Bibelszenen bemalt ist, glücklicherweise wurden diese beim Grossbrand 2005 nicht beschädigt.
Ein Reiseleiter, der seine Gruppe eben den Nonnen übergeben hat, organisiert uns über ein paar Ecken einen Platz fürs Zelt und meint zum Wildcampieren '...you don't have to meet the bears!'. So landen wir im Garten einer jungen Familie, die für den Abend ein paar Freunde zum Grillen eingeladen hat. Es dauert auch nicht lange, da werden wir schon zum Grill gebeten und von A-Z mit Speis und Trank versorgt - nur das mit dem Vegetarierer müssen wir wieder einmal verschieben. Es gibt alles mögliche vom Grill, Bier aus der 2 Liter Petflasche und rumänische Musik. Obwohl die Leute etwa in unserem Alter sind, spricht nur eine ein wenig englisch und betätigt sich laufend als Übersetzerin. Sie können überhaupt nicht verstehen, das man einerseits mit dem Fahrrad unterwegs ist und andererseits auch noch in Bulgarien und Rumänien. Wir müssen uns ziemlich beherrschen, um nicht laut lachen zu müssen, als sie uns von ihren Ferien in Griechenland erzählen. Griechenland sei ja schön und gut, dazwischen liege aber Bulgarien, das ein sehr gefährliches Pflaster sei. Sie seien '...with legal speed...' ohne anzuhalten durchgefahren. Von unseren Erfahrungen aus Bulgarien lassen sie sich aber überhaupt nicht beeindrucken, es ist und bleibt sehr gefährlich dort.
Bevor wir zur nächsten Klosteranlage aufbrechen, besuchen wir das Moldoviţa Kloster morgens noch einmal. Nur gute 30km und einen Pass weiter befindet sich das Suceviţa Kloster, das etwas grösser ansonsten aber sehr ähnlich ist. Das Kloster ist von hohen Mauern und Wehrtürmen umgeben, was es von aussen eher als Festung erscheinen lässt. Es ist das einzige Moldaukloster dessen Aussen- und Innenfassaden vollständig erhalten sind. Das macht es für die Besucher noch attraktiver, weshalb hier ein riesen Tummult herrscht.
Nun sind wir schon wieder in der Ebene und die Karpaten werden am Horizont immer kleiner. Wir fahren an die Grenze zwischen Rumänien und der Ukraine bei Siret. Es ist die einzige weit und breit. Wir sind leicht nervös, denn am Vortag haben wir ein paar Tschechen getroffen, die meinten sie bräuchten seit Juni ein Visum für die Ukraine. Das wäre's noch, wenn wir die Ukraine umfahren müssten. Die rumänische Seite ist schnell passiert. Beim betreten des ukrainischen Grenzbereichs reicht uns eine Dame im Tarnanzug den typischen Einreisezettel, den wir auszufüllen haben. Da wird wirklich nach einem Visum, Reiseziel und Zieladresse gefragt. Das können wir aber alles nicht bieten. Die uniformierte Dame spricht natürlich auch nur russisch. Also füllen wir einfach mal jene Felder mit unserer Adresse und der Passnummer aus, dann fahren wir weiter zum nächsten Posten. Die werden uns schon nicht gleich einbuchten, wenn wir doch ein Visum bräuchten. Unter dem Blechdach herrscht ein reger Betrieb, obwohl eigentlich alles still steht. Die Leute laufen kreuz und quer zwischen den alten Dacias und Ladas herum und fingern dauernd an irgendwelchen Zetteln rum. Im Zentrum des Interesses stehen die Herren und Damen im Tarnanzug und die Kabinen für die Passkontrolle. Wir beobachten das Treiben ein wenig, bevor uns jene im Tarnanzug ins Auge fassen und uns an Kabinen mit den verdunkelten Scheiben schicken. Dort steht ein dicht gedrengter Pulk von Leuten mit Stapeln von Ausweisen und Papieren. Endlich zieht eine Hand unsere Pässe ein, die bald wieder zurück kommen. Anscheinend ist was mit dem ausgefüllten Formular nicht in Ordnung. Wir denken schon, das war's wohl, es fehlt eine Visanummer oder so. Dann zeigt uns ein Rumäne, dass wir den Zettel einfach beidseitig ausfüllen müssen. Also stehen wir wieder an. Unterdessen haben wir das scheinbar wirre herumlaufen etwas durchschaut, hier wird geschmiert, was das Zeug hält. Anscheinend brauchen jene mit einem Fahrzeug einen Stempel, der bestätigt, dass der Wagen kontrolliert wurde. Den Stempel gibt es auch mehr oder weniger auffällig gegen Bares. Auch der Beamte hinter der Glasscheibe blättert jeden Pass erst einmal durch und fischt die Geldscheine heraus, die darauf zügig unter dem Tresen verschwinden. Immerhin erwaten sie von uns keine Kohle, das scheint eine Geschichte zwischen Rumänen und Ukrainern zu sein. Nach knapp zwei Stunden dürfen wir den Grenzbereich endlich verlassen und rollen die ersten Meter auf ukrainischen Strassen.
Rasch erreichen wir die Stadt Černivcii, die einiges zu bieten hat. Unter österreichischer Herrschaft wurde der Ort auch 'Klein-Wien' genannt, wovon noch immer viele Bauten zeugen. Beispielsweise findet man in der Flaniermeile ein Wiener Cafe, wo man zu klasischer Musik live vom Klavier gemütlich entspannen kann. Daneben sind einige Schilder und Häuser auf deutsch angeschrieben. Es ist ein buntes Gemisch verschiedener Kulturen, dass aus der bewegten Geschichte hervor ging.
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