2009.05.17/18 - Strofilia Nat.-park (GR) - Pass bei Likouria (GR)
- 17.05.2009 - Tagesstrecke: 82.09 Km
- 18.05.2009 - Tagesstrecke: 78.25 Km
- Total: 2'837.71 Km
Nach der stürmischen Nacht ist am Morgen wieder Ruhe eingekehrt. Die absolute Stille und ein wolkenverhangener Himmel machen die Fahrt durch die Pinienwälder angenehm. Erst einige Kilometer weiter durchbrechen Schafheerden und die dazugehörigen giftigen Köter die morgendliche Stille. Endlich finden wir die kleine Strasse, die uns ins Landesinnere des Peloponnes führen soll. Nach ein paar Regentropfen kehren Sonne und Hitze gegen Mittag zurück und treiben uns auch während den Pausen den Schweiss auf die Stirn.
Schon am Piniou-Stausee erheben sich die ersten Hügel und geben uns einen süssen Vorgeschmack auf die griechischen Berge. Nach dem Stausee führt die schmale Strasse durch kleine Bauerndörfer von einem Hügel zum nächsten. Die Steigungen sind oft auf langen Strecken über 10% und erreichen teilweise 20%, was mit unserem Gefährt nur unter grösster Anstrengung fahrend zu bewältigen ist. Zum wild campen sind die halboffenen Weidelandschaften ausgezeichnet, nur müssen wir auch eine Quelle finden, um unserem Durst Rechnung zu tragen und unsere vor Schweiss und Sonnencreme klebenden Körper ein wenig zu waschen. Glücklicherweise gibt es am Strassenrand immer wieder Brunnen mit eisigkaltem Wasser, das zu einer Erfrischung gut ist. Auf einer kleinen Bergstrasse fahren wir Richtung verschneite Gipfel, um nach einer ruhigen und unauffälligen Stelle zu suchen. Dabei legen wir etliche Kilometer und Höhenmeter zurück, denn seitlich der Strasse fällt das Gelände überall steil ab. Bereits diskutieren wir, ob wir nicht doch umkehren und einen anderen Weg einschlagen sollen, da macht sich eine Hochebene auf, in der wir einzelne Ställe und einen schönen Brunnen ausmachen können. Den Hof, welcher dem Brunnen am nächsten liegt, fahren wir an und wollen fragen, ob wir da unser Zelt aufstellen dürfen. In der Hoffnung nicht auf einen bissigen Köter zu stossen, laufen wir in den Innenhof des Betriebes. Schnell begreifen wir, was die eher abweisenden Gesten der Bewirtschafters zu bedeuten haben. Auf engem Raum sind hier unzählige Schafe zusammengepfercht, die gerade gemolken werden und sich durch unser Erscheinen in Fluchtstellung brachten. Wir gehen langsam zurück und warten vor dem Hofplatz. Der Junior-Chef ist auch bald zur Stelle, doch mit der Verständigung ist es schwierig. Immerhin versteht er durch unsere beiden griechischen Schlagworte 'skini' für Zelt und 'nero' für Wasser, was unsere Absicht ist. Kein Problem!
Die Insassen der vereinzelten Autos, die an unserem Zelt vorbeifahren, verdrehen sich jedes Mal beinahe lebensbedrohlich den Hals, winken aber immer freundlich. Morgens bedanken wir uns beim Ziegenbauer und versuchen uns noch ein wenig in Konversation, bevor wir zurück auf die Hauptstrasse fahren. Es ist eine absolute Traumstrecke mit wenig Verkehr und allerhand interessantem Gekrieche im Strassengraben. Einige Sandottern (Vipera ammodytes) sonnen sich am Strassenrand und ich ärgere mich noch bis heute, dass die Langzeitbelichtungen vom Vorabend die Akkus meiner Kamera ausgesaugt haben.
In einer kleinen Beiz am Dorfrand kehren wir ein und geniessen griechischen Kaffee, wobei sie hier überall das sog. Frappe (stark aufgeschäumter, kalter Nescafe) trinken und beobachten Angestellte der Elektrizitätswerke, wie sie die schweren Kabel von einem schwankenden Holzmasten zum nächsten ziehen.
Am späten Nachmittag brennt uns die Sonne unerbittlich auf den Buckel und wir fragen uns ernsthaft, warum die Strassenbauer nicht die eine oder andere zusätzliche Kurve in ihre Strassen bauen, um die Höhen zu überwinden, denn auch die alten Geräte der Einheimischen quälen sich entsetzlich den Berg hoch. Krampfhaft erreichen wir das schmucke Örtchen Likouria. Bereits von hier unten erahnen wir, wohin uns die Strasse führen wird und hegen ernsthafte Zweifel an einer Überquerung des Peloponnes. Von unten sehen wir die Strasse sich in den Berg weit hinauf winden und hoffen nur, dass es nicht nur Steigungen über 10% sind. Langsam fahren wir in Schlangenlinien die ohnehin schon kurvenreiche Passstrasse im Abendlicht hinauf. Zum Glück müssen wir diese nur mit den Ziegen teilen. Nach ca. zweistündiger Fahrt erreichen wir gegen 20:00 Uhr (Ortszeit) die Passhöhe und werden von stürmischen Windböen empfangen. Ein paar Meter schieben wir das Rad auf einem Feldweg etwas Abseits der befahrenen Strasse und finden einen vorzüglichen Platz für das Zelt mit einer Aussicht, wie sie im Bilderbuche steht.
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